
Hopfen
Die Zahl der bayerischen Hopfenbaubetriebe hat im Berichtszeitraum um 51 Betriebe abgenommen und liegt jetzt bei 1 002. Im Durchschnitt bewirtschaftete ein Betrieb im Jahr 2015 Hopfenflächen im Umfang von 15,2 ha.
Erntemengen unter dem Bedarf und die positive Entwicklung des Craft-Bier-Marktes v. a. in den USA haben den weltweiten Anbauflächenrückgang gestoppt und auch die bayerische Hopfenfläche um 829 ha wieder ansteigen lassen auf jetzt 15 272 ha. Weltweit stieg die Hopfenfläche im gleichen Zeitraum um rd. 5 000 ha auf über 51 000 ha. Der Anteil der klassischen Aromasorten sank leicht auf 55,5 %. Die Bittersorten nahmen prozentual etwas stärker ab auf 41,8 % in 2015. Dafür steigt der Anteil der Flavor-Hopfensorten, die im letzten Agrarbericht erstmals ausgewiesen wurden, von 0,5 % in 2013, 1,4 % in 2014 auf jetzt 2,7 % in 2015 kontinuierlich an. Diese neue Sortengruppe zeichnet sich durch vorwiegend fruchtige und blumige Aromaausprägungen aus und wird verstärkt von den sogenannten Craft-Brewern nachgefragt.
In Bayern fiel die Erntemenge im Jahr 2014 mit über 33 873 Tonnen und rd. 23 Dezitonnen Hektarertrag bezogen auf die Gesamtfläche weit überdurchschnittlich aus, so dass von einer Rekordernte gesprochen werden kann. Trotz der hohen Erntemenge konnten die über die Vertragsmengen hinaus produzierten Freihopfenmengen, insbesondere die Aromahopfen, gut abgesetzt werden.
Die bayerische Hopfenernte 2015 litt unter dem heißen und trockenen Sommer und war sowohl in der Menge als auch in der Qualität (Alphasäurengehalt) unterdurchschnittlich. Mit 24 260 Tonnen Hopfen oder 16 Dezitonnen je Hektar wurde eines der schlechtesten Ernteergebnisse der letzten Jahrzehnte eingefahren. Freihopfenmengen waren kaum vorhanden und wurden zu etwa dem doppelten Vertragspreis gehandelt.
Der Qualitätssicherung dient das gesetzlich geregelte Zertifizierungssystem, das durch die Versiegelung der Packstücke mit individuellen Codes die Rückverfolgbarkeit des Hopfens von der Brauerei zum Erzeuger gewährleistet. Zur Vorsorge und Erkennung von unerlaubten Pflanzenschutzmittelrückständen ist ein Pflanzenschutzmonitoring etabliert. Dazu wird von jeder 20. Partie ein Hopfenmuster auf über 590 verschiedene Pflanzenschutzmittelwirkstoffe untersucht. Außerdem ist für jede verkaufte Partie ein sogenannter Pflanzenschutzmittelbogen mit allen eingesetzten Pflanzenschutzmitteln vom Landwirt abzugeben. Umfangreiche Kontrollen in den Verarbeitungswerken minimieren zusätzlich das Risiko, dass mit unerlaubten Rückständen behafteter Hopfen ins Bier und somit zum Verbraucher gelangt.
2014 wurde auch ein Nachhaltigkeitssystem für den deutschen Hopfenanbau eingeführt. Die Beteiligung der Hopfenbaubetriebe erfolgt über die Bearbeitung von Checklisten im Internet. In der Pilotphase haben bereits erfolgreich 174 Betriebe teilgenommen und somit 23 % der deutschen Hopfenernte aus nachhaltiger Produktion erzeugt. Zur Ernte 2015 stieg die nachhaltig produzierte Hopfenmenge auf 43 % von 379 Betrieben (davon 338 aus Bayern).
Struktur des Hopfenanbaues in Bayern
Anbaujahr | Zahl der Betriebe | Hopfenfläche insgesamt (ha) | Hopfenfläche je Betrieb (ha) | Erntemenge (dt) | Ertrag (dt/ha) |
---|---|---|---|---|---|
1980 | 5.212 | 16.786 | 3,22 | 256.545 | 15,3 |
1990 | 3.704 | 18.648 | 5,03 | 257.575 | 13,8 |
2000 | 1.860 | 15.646 | 8,41 | 259.459 | 16,6 |
2005 | 1.394 | 14.628 | 10,49 | 302.773 | 20,7 |
2008 | 1.295 | 16.065 | 12,41 | 349.803 | 21,8 |
2009 | 1.275 | 15.852 | 12,43 | 270.412 | 17,1 |
2010 | 1.240 | 15.769 | 12,72 | 297.793 | 18,9 |
2011 | 1.190 | 15.602 | 13,11 | 334.118 | 21,4 |
2012 | 1.112 | 14.616 | 13,14 | 302.848 | 20,7 |
2013 | 1.053 | 14.443 | 13,72 | 235.861 | 16,3 |
2014 | 1.022 | 14.822 | 14,50 | 338.728 | 22,9 |
2015 | 1.002 | 15.272 | 15,24 | 242.601 | 15,9 |
Hopfenanbau nach Anbaugebieten
Merkmal | Anbaujahr | Anbaugebiet Hallertau | Anbaugebiet Spalt/Lindau (Tettnang)1) | Bayern |
---|---|---|---|---|
Zahl der Betriebe | 2014 | 966 | 56 | 1.022 |
2015 | 947 | 55 | 1.002 | |
Hopfenfläche in ha | 2014 | 14.467 | 355 | 14.822 |
2015 | 14.910 | 362 | 15.272 | |
Hopfenfläche je Betrieb in ha | 2014 | 14,98 | 6,34 | 14,50 |
2015 | 15,74 | 6,58 | 15,24 | |
Fläche der Aromasorten in ha | 2014 | 7.983 | 313 | 8.296 |
2015 | 8.162 | 315 | 8.477 | |
Fläche der Bittersorten in ha | 2014 | 6.276 | 39 | 6.315 |
2015 | 6.351 | 37 | 6.388 | |
Fläche der Flavor-Sorten in ha2) | 2014 | 208 | 3 | 211 |
2015 | 397 | 10 | 408 | |
Erntemenge in t | 2014 | 33.173,1 | 699,7 | 33.872,8 |
2015 | 23.874,0 | 386,1 | 24.260,1 |
Hopfenmarkt
Die bayerischen Hopfenpflanzer erzeugen rd. 30 % des Hopfens weltweit. Verkauft wird der Hopfen überwiegend von drei Handels- und Verarbeitungsfirmen, die über 80 % der bayerischen Hopfenproduktion vermarkten.
Auch auf der Abnehmerseite ist eine immer stärkere Konzentration zu verzeichnen. Die zehn größten Brauereikonzerne produzieren weltweit etwa zwei Drittel des Bieres. Der Weltbierausstoß hat sich in den letzten beiden Jahren stabilisiert und liegt bei knapp 2 Mrd. Hektoliter. Die durchschnittliche weltweite Hopfengabe pro Hektoliter Bier (derzeit 4,5 g Alphasäure pro Hektoliter Bier) steigt wieder. Grund dafür ist der stark zunehmende Craft-Bier-Markt und der Trend zu hopfenbetonten Bieren mit individuellen Geschmacksnoten.
Die gestiegene Nachfrage nach Hopfen konnte mit der Rekordernte 2014 überwiegend befriedigt werden. Dennoch kam es insbesondere bei den feinen Aromahopfen zu Engpässen. Im Bereich der Bitterhopfen und flächenstarken Aromasorten gab es keine Versorgungsprobleme. Hier konnten vielmehr bei den Brauereien Bestände aufgebaut werden. Anders sah es nach der schlechten Ernte 2015 aus. Die überwiegende Zahl der Landwirte konnten aufgrund der Ernteeinbußen die vertraglich vereinbarten Mengen nicht liefern, so dass auch seitens des Handels nicht alle Vereinbarungen mit den Brauereien eingehalten werden konnten und Umschichtungen erfolgten. Zusätzlich wurden alte Lagerbestände aufgelöst, um die notwendigen Hopfenmengen für die Brauwirtschaft bereitzustellen. In Folge der Verknappung sind die Vorkontraktpreise für Hopfen nach der Ernte 2015 deutlich angestiegen und haben die Schwelle der Vollkostendeckung eines nachhaltig wirtschaftenden Hopfenbaubetriebes erreicht oder überschritten.