
Forschung und Innovation
Die Land- und Ernährungswirtschaft stehen vor großen Herausforderungen wie Klimawandel, Ressourcenschutz sowie steigenden gesellschaftlichen Anforderungen im Bereich des Tierwohls, der Tiergesundheit und der Lebensmittelsicherheit. Hinzu kommt, dass sich im Unterschied zur Anfangszeit der Europäischen Gemeinschaft die Land- und Ernährungswirtschaft heute nicht mehr auf eng geknüpfte Marktordnungen und ein dichtes Netz an staatlichen Sicherheitsmaßnahmen stützen kann. Beide Branchen müssen also durch weitere Produktivitätssteigerung und Innovationen heute in einem immer schärferen Wettbewerb bestehen.
Landwirtschaftliche Betriebe und mittelständische Unternehmen der Ernährungswirtschaft haben zwar häufig Ideen für Neuerungen, verfügen i. d. R. aber nicht über die notwendige Finanzkraft, um Forschung und Entwicklung selbst zu betreiben und Innovationen erfolgreich in den Märkten zu etablieren. Alle Akteure – Wissenschaft, Industrie und Praxis – sollten deshalb bestrebt sein, Innovationsprozesse so zu gestalten, dass Ideen auch zu wirtschaftlichem Erfolg führen.
Eine Stärkung der Innovationskraft der Landwirtschaft ist strategisches Leitziel der bayerischen Landwirtschaftsverwaltung. Durch die Ausgestaltung der Europäischen Innovationspartnerschaft „Landwirtschaftliche Produktivität und Nachhaltigkeit“ (EIP) sollen auch in Bayern eine entsprechende Innovations-Infrastruktur und gezielte Fördermaßnahmen aufgebaut und so ein innovationsfreundliches Klima geschaffen werden. Die EIP zielt darauf ab, eine wettbewerbsfähige und nachhaltige Land- und Forstwirtschaft zu fördern, die mehr Output bei einem geringeren Ressourcenverbrauch erreicht („more from less“).
Angewandte Forschung
Aufträge für Projekte im Bereich der angewandten Forschung werden durch das Bayerische Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (StMELF) an Landesanstalten, Universitäten und anderen Forschungseinrichtungen vergeben. Im Berichtszeitraum wurden insgesamt 21,8 Mio. € für neu begonnene oder fortgeführte Vorhaben der Agrarforschung investiert bzw. bewilligt. Die Forschungsschwerpunkte lagen in folgenden Bereichen bzw. Programmen:
Pflanzliche und tierische Produktion
In Projekte der pflanzlichen und tierischen Produktion wurden in den Jahren 2014 und 2015 Mittel in Höhe von insgesamt 9,3 Mio. € investiert. Damit wurden zum Beispiel
- die Minderung von Nitratausträgen in Trinkwassereinzugsgebieten durch optimiertes Stickstoffmanagement,
- neue Wege zur Klauengesundheit – Vergleichsstudie zur Wirksamkeit von Antibiotika und antibiotikafreien Behandlungsmöglichkeiten bei digitaler Dermatitis (Mortellarosche Erkrankung),
- die Optimierung der Hopfenzüchtung mittels Genom- und Metaboliten-Analyse oder
- die Untersuchungen zur Biologie des invasiven Schädlings Kirschessigfliege Drosophila suzukii im bayerischen Wein- und Obstbau unter besonderer Berücksichtigung sich daraus ergebender Regulierungs- und Bekämpfungsmöglichkeiten für die Praxis
gefördert.
Klimawandel und Klimaschutz
Für Projekte zur Erforschung der Folgen des Klimawandels sowie zur Verbesserung des Klimaschutzes wurden insgesamt 2,2 Mio. € ausgegeben, beispielhaft für Untersuchungen bzw. Maßnahmen
- zur mobilen und dezentralen Bewässerung von fränkischen Weinlagen,
- zur Optimierung der Nährstoffaufnahme unter Trockenstress durch die züchterische Verbesserung des Wurzelwachstums bei Gerste,
- zu Selektion, Aufzucht und Verwendung von Gehölzen unter sich ändernden klimatischen Bedingungen.
Initiative „Heimische Eiweißfuttermittel“
Mit einer eigenen Strategie versucht Bayern den Importbedarf an eiweißreichen Futtermitteln so weit als möglich zu reduzieren bzw. den Einsatz gentechnisch veränderter Eiweißfuttermittel zu minimieren. Dafür wurden in spezielle Projekte in den Haushaltsjahren 2014 und 2015 insgesamt 1,4 Mio. € investiert. Einige wesentliche Projekte sind
- die Entwicklung molekulargestützter Selektionsverfahren für Trockentoleranz in Deutschem Weidelgras,
- die qualitative und quantitative Optimierung der Eiweiß- bzw. Aminosäureversorgung in der Schweinefütterung oder
- das Keimen von Getreide und Leguminosen zur Verbesserung der Eiweißverfügbarkeit heimischer Futtermittel in der ökologischen Geflügelmast – Entwicklung von Fütterungsverfahren und ihre Umsetzung in der Praxis.
Initiative zur Verbesserung des Tierwohls
Für Forschungsprojekte zur Verbesserung des Tierwohls in bayerischen Rinder-, Schweine- und Geflügelhaltungen wurden in den Jahren 2014 und 2015 insgesamt 1,4 Mio. € bewilligt. Projekte zur Verbesserung des Tierwohls sind z. B.
- die Erarbeitung von Haltungs- und Managementstrategien zur Vermeidung von Kannibalismus bei Ferkeln und Mastschweinen oder,
- ein Frühwarnsystem für Stoffwechselerkrankungen von Milchkühen mit Hilfe von Infrarotabsorptionsspektren der Milch,
- die Untersuchung und Bewertung baulicher Maßnahmen zur Reduzierung des Hitzestresses bei Milchkühen,
- freies Abferkeln in einem Praxisbetrieb – Untersuchungen zur Bodenbeschaffenheit.
Landesprogramm BioRegio 2020
Durch Maßnahmen im Rahmen des Landesprogramms BioRegio 2020 soll der Ökolandbau in Bayern wesentlich voran gebracht werden. Insgesamt wurden in den Jahren 2014 und 2015 für Projekte des Ökolandbaus rd. 1,8 Mio. € ausgegeben, so z. B.
- der Aufbau und Betreuung eines Vorzeigebetriebsnetzes (Referenzbetriebsnetz),
- die Verhaltenseigenschaften und Mütterlichkeit bei Sauen – Ein Beitrag zur Züchtung und Eigenremontierung,
- die Entwicklung von Methoden zur Bekämpfung des Hopfen-Erdflohs Psylliodes attenuatus,
- Untersuchungen zur effizienten und nachhaltigen Erzeugung von Milch und Fleisch aus Weide.
Erzeugung nachwachsender Rohstoffe und Anbau von alternativen Energiepflanzen
Die bedeutendste Energiepflanze für die Vergärung in Biogasanlagen ist der Silomais. Im Sinne der Diversifizierung des Rohstoffspektrums und z. B. des Gewässer- und Grundwasserschutzes sind jedoch vielfältige Fruchtfolgen und neue Energiepflanzen gefragt. Die ressorteigenen Forschungseinrichtungen prüfen daher laufend vielversprechende, neuartige Pflanzenarten als Alternative zum Mais, die unter bayerischen Anbaubedingungen als Rohstoff- oder Energiekulturen angebaut und genutzt werden können. Durch diese neuen Kulturen soll die Vielfalt und die Biodiversität in der Kulturlandschaft erhöht werden. Beispielhaft sind hierfür die folgenden Forschungsprojekte aufgeführt:
- Sorghum-Hirse als Biogassubstrat: Präzisierung der Anbauempfehlungen für bayerische Standortbedingungen,
- Bioenergieträger mit Blühaspekt: Leguminosen-Getreide-Gemenge,
- Amarant als spurenelementreiches Biogassubstrat: Selektion zur Erarbeitung praxistauglicher Amarantlinien für bayerische Standortbedingungen,
- Diversifizierung durch den Mischanbau von Mais mit Blühpflanzen und Leguminosen.
Für Forschungs- und Entwicklungsprojekte zur Erzeugung nachwachsender Rohstoffe und den Anbau von alternativen Energiepflanzen wurden in den Jahren 2014 und 2015 rd. 5,7 Mio. € Bewilligungen erteilt.