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http://www.agrarbericht-2016.bayern.de/landwirtschaft-laendliche-entwicklung/eiweisspflanzen.html

Eiweißpflanzen (Großkörnige Leguminosen)

Durch die Neugestaltung der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) im Jahr 2014 mit der Einführung der Greening-Komponente bei den EU-Direktzahlungen ergaben sich v. a. für konventionelle Betriebe neue Impulse für den Eiweißpflanzenanbau. Großkörnige Leguminosen können als Ökologische Vorrangfläche (ÖVF) zur Erfüllung der Greening-Verpflichtung genutzt werden. Die Tatsache, dass 80 % der in Bayern angebauten Leguminosen als Ökologische Vorrangfläche deklariert sind, zeigt wie gut diese Möglichkeit angenommen wurde. Zudem wurde im Jahr 2015 das Kulturlandschaftsprogramm (KULAP) novelliert und dabei der Leguminosenanbau im Rahmen einer vielfältigen Fruchtfolge besonders gefördert.

In Bayern verzeichnete der konventionelle Anbau von Leguminosen eine Verdopplung von 2014 auf 2015. Die Körnererbsenfläche stieg um knapp 70 % von 8 500 ha im Jahr 2014 auf 14 200 ha im Jahr 2015. 85 % der Körnererbsen und 49 % der Ackerbohnen werden konventionell bewirtschaftet. Der Anbauumfang der Ackerbohne in Bayern hat von 2014 auf 2015 ebenfalls eine Steigerung von 4 800 ha auf 5 600 ha erfahren. Damit hat die Ackerbohne ihren größten Anbauumfang seit 1990 erreicht.

Trotz der Zunahme des Leguminosenanbaus ist es unter den kleinstrukturierten Anbaubedingungen in Bayern bislang schwierig, die von der Futtermittelindustrie geforderten großen Partien anzubieten. Es gibt jedoch vielfältige Möglichkeiten einer wirtschaftlichen Bereitstellung und Nutzung heimischer Eiweißfuttermittel, die darüber hinaus zur Stärkung der regionalen Wertschöpfung beitragen können.

Anbau von Leguminosen* in Bayern

JahrAnbaufläche (1.000 ha) Ertrag (dt/ha)Erntemenge (1.000 t)
Futtererbsen
20148,535,830,3
201514,233,347,3
Ø 2009/201410,632,534,5
Ackerbohnen
20144,835,817,0
20155,634,019,0
Ø 2009/20143,634,612,4

*Die Leguminose Sojabohne wird von der Systematik den Ölfrüchten zugeordnet (vgl. Ölfrüchte).

Quelle: Statistisches Bundesamt 2016

Bayerische Eiweißinitiative

Eiweiß ist eine wichtige Futterkomponente in der Nutztierhaltung. Große Teile des bayerischen Eiweißbedarfs werden derzeit durch den Import hauptsächlich von gentechnisch veränderten Sojaprodukten aus Übersee gedeckt. Dabei bleiben in einigen Bereichen die vorhandenen, regionalen Potentiale einer alternativen Eiweißversorgung in Bayern ungenutzt. Hinzu kommt, dass der Sojaanbau in den Exportländern aufgrund der ökologischen Auswirkungen in der Kritik steht (Rodung von Regenwald, Umbruch geschützter Savannenlandschaften) und die Verbraucher vermehrt regionale, nachhaltig erzeugte und ohne GVO-erzeugte Lebensmittel nachfragen.

Vor diesem Hintergrund wurde 2011 von Staatsminister Helmut Brunner die Bayerische Eiweißinitiative auf den Weg gebracht. Sie verfolgt das Ziel, heimische Eiweißfuttermittel besser zu nutzen, Eiweißimporte aus Übersee zu reduzieren sowie den Eiweißbedarf in der ökologischen Tierhaltung in Bayern ausschließlich aus heimischer Erzeugung zu decken. Weitere Ziele sind die nachhaltige Förderung des Grünlands und der Leguminosen in Bayern sowie die Stärkung der Wertschöpfung von heimischen Eiweißpflanzen. Dadurch werden neue Vermarktungsmöglichkeiten für die bayerischen Landwirte erschlossen und regionale Wirtschaftskreisläufe gefördert.

Potentiale zur Reduzierung von Eiweißimporten in Bayern

Insbesondere in der Rinderfütterung können Reserven im Grünland und im Ackerfutterbau mit Klee und Luzerne genutzt werden. Des Weiteren können Effizienzsteigerungen und der Einsatz alternativer Eiweißquellen, wie Rapsextraktionsschrot, Biertreber oder Schlempen auch in der Schweine- und Geflügelhaltung den Bedarf an Importfuttermitteln zusätzlich verringern. Nicht zuletzt sind Erbsen, Ackerbohnen und Soja aus Bayern und der EU interessante Alternativen mit zunehmender Bedeutung.

Arbeitsfelder und Ergebnisse

Die Stärken der Bayerischen Eiweißinitiative liegen in der engen Verzahnung von Forschung und Beratung für einen verbesserten Wissenstransfer. Das Kernstück bilden 23 Forschungsprojekte aus den Bereichen Pflanzenbau, Tierernährung, Ökonomie und Markt. Durch Beratungsinitiativen, die Zusammenarbeit mit Praxisbetrieben und Marktpartnern, sowie Fachveranstaltungen und Öffentlichkeitsarbeit wird die Umsetzung der Forschungsergebnisse in die Praxis gefördert. 2016 bis 2017 sollen diese Tätigkeitsfelder im Rahmen der verfügbaren Haushaltsmittel weiter ausgebaut werden.

Die Rahmenbedingungen der letzten Jahre sowie die Aktivitäten der Bayerischen Eiweißinitiative haben bisher zu folgenden Ergebnissen geführt:

  • Steigerung der Sojaanbaufläche von ca. 3 000 ha in 2011 auf 7 300 ha im Jahr 2015.
  • Einsparung von Sojaextraktionsschrot in der Rinderfütterung um ca.  30 %.
  • Einsparung von Sojaextraktionsschrot in der Schweinefütterung um ca.  21 %.

Weitere Informationen zur Bayerischen Eiweißinitiative finden Sie hier.

Bundeseiweißpflanzenstrategie

Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) will mit einer eigenen Eiweißpflanzenstrategie den Leguminosenanbau in Deutschland voranbringen und fördert zu diesem Zweck zum einen Demonstrationsnetzwerke für Leguminosen, wie den Demonstrationsnetzwerken Soja oder Lupine, zum anderen Forschungsvorhaben, die u. a. auf die züchterische Verbesserung der agronomischen Eigenschaften, die Pflanzengesundheit sowie die Verarbeitung zu Futtermitteln fokussieren.

Das Soja-Netzwerk startete 2013 und ist ein Verbundvorhaben der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL), der Landesvereinigung für den ökologischen Landbau in Bayern e. V. dem Landwirtschaftlichen Technologiezentrum Augustenberg sowie der Life Food GmbH – Taifun Sojaprodukte. Die Gesamtkoordination des Verbundprojektes sowie die Datenauswertung obliegt der LfL.

Weitere Informationen zum Projekt Soja-Netzwerk finden Sie hier.