Sprungmarken:

http://www.agrarbericht-2016.bayern.de/landwirtschaft-laendliche-entwicklung/boden-und-erosionsschutz.html

Boden- und Erosionsschutz

Die Böden sind die Grundlage unseres Lebens und Basis der Lebensmittel- und Futtermittelerzeugung. Sie sind eine begrenzte, in menschlichen Zeiträumen nicht erneuerbare Ressource und bedürfen deshalb eines besonderen Schutzes.

Erosionsschutz

Die Bodenerosion stellt neben der Inanspruchnahme für außerlandwirtschaftliche Zwecke die derzeit größte Gefährdung der Böden dar. Sie kann außerdem dazu führen, dass durch den Eintrag von Oberboden und Nährstoffen Oberflächengewässer beeinträchtigt oder z. B. Siedlungsbereiche oder Straßen verschlammt werden. In Bayern sind Ackerflächen insbesondere von Wassererosion betroffen. Steile Hänge, in Gefällerichtung bewirtschaftete Felder ohne Raine, Hecken o. ä. sowie mangelnde Bodenbedeckung fördern die Erosion. Der Erosionsatlas von Bayern zeigt die Risiken von Bodenerosion in ihrer räumlichen Differenzierung. Von Bodenerosion sind insbesondere die Ackerbaulagen des nieder- und oberbayerischen Hügellandes sowie der Mainfränkischen Platten bedroht.

Zum 1. Januar 2016 wurde in Bayern die Erosionsschutzverordnung (ESchV) aktualisiert.

Auf erosionsgefährdet eingestuften Feldstücken müssen insbesondere vor Kulturen wie Mais und Zuckerrüben Auflagen erfüllt werden, sofern der Landwirt bestimmte Zahlungen der Europäischen Union in Anspruch nimmt. Einen wertvollen Beitrag zum Boden- und Erosionsschutz leistet das verbindliche Greening der Direktzahlungen in der 1. Säule der Gemeinsamen Agrarpolitik. 2015 wurden in Bayern ca. 170 000 ha Zwischenfrüchte als ökologische Vorrangflächen eingesät. Im Greening sind zudem wirksame Vorgaben zum Dauergrünlanderhalt verankert.

Darüber hinaus werden mit verschiedenen Fördermaßnahmen wie dem bayerischen Kulturlandschaftsprogramm (KULAP) die bayerischen Landwirte unterstützt, um der Bodenerosion – über die verpflichtenden Vorgaben hinaus – wirksam entgegenzuwirken. Für den Schutz der Ackerflächen sind mulchende Bestellverfahren vor allem bei Mais von größter Bedeutung. Die KULAP-Maßnahme „Mulchsaatverfahren bei Reihenkulturen“ wurde 2015 um die besonders stark erosionsmindernde Variante „Streifen-/Direktsaatverfahren“ erweitert. Die KULAP-Maßnahme B37 „Mulchsaatverfahren bei Reihenkulturen“ wurde 2015 auf ca. 68 500 ha umgesetzt, die Maßnahme B38 „Streifen-/Direktsaatverfahren bei Reihenkulturen“ auf ca. 1 300 ha. Die bayerischen Landwirte nutzen das KULAP-Angebot zum Erosionsschutz gezielt dort, wo das Erosionsrisiko am größten ist. Den höchsten Anteil von KULAP-Mulchsaat an der Maisanbaufläche erreichten im Jahr 2015 die niederbayerischen Landkreise Dingolfing-Landau (37 %), Landshut (34 %) und Rottal-Inn (30 %). An Standorten mit hohem Erosionsrisiko ist Zwischenfruchtanbau mit anschließend mulchender Bestellung von Mais als gute fachliche Praxis anzusehen.

Die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft testete auf drei landwirtschaftlichen Betrieben in Bayern erfolgreich Verfahren der Streifenbodenbearbeitung (Strip-till) bei Zuckerrüben und Körnermais im Rahmen von Feldversuchen. Bei Körnermais wurde die Streifenbodenbearbeitung erfolgreich mit dem Einbringen von Gülle in die Streifen vor Mais kombiniert. Dies entspricht den Anforderungen des Erosionsschutzes und einer emissionsarmen und effizienten Güllestrategie. Streifenbodenbearbeitung erweitert das Spektrum konservierender Bodenbearbeitungs- und Bestellverfahren (veröffentlicht in der Schriftenreihe der LfL, Heft 3/2016).

In der bayernweiten Initiative boden:ständig arbeiten Landwirte, Bürger, Gemeinden und Fachbehörden unter Federführung der Ämter für Ländliche Entwicklung und Mitwirkung der Ämter für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten eng zusammen, um die Landschaft mit Rückhaltestrukturen zu gestalten, die Gewässer aufzuwerten und gezielt den Eintrag von Bodenbestandteilen und Nährstoffen in Gewässer zu verhindern. Mittlerweile gibt es 36 Projektgebiete (Stand 12/2015).

Regenwurmbestand im Acker und Grünland

Regenwürmer sind Zeiger eines gesunden, biologisch aktiven Bodens. Ihre vielseitigen Leistungen fördern die Bodenfruchtbarkeit. Von 2010 bis 2014 wurden 124 in ganz Bayern verteilte Äcker und 31 Grünlandflächen auf das Vorkommen von Regenwürmern untersucht. In Grünlandböden leben im Mittel doppelt so viele Regenwürmer wie in Ackerböden. Mit durchschnittlich 6 Regenwurmarten hat das Grünland auch eine höhere Artenvielfalt (siehe Schaubild). Von einer Grünlandnutzung profitieren insbesondere die streubewohnenden und tiefgrabenden Regenwurmarten. Die Erhaltung von Grünland dient somit auch der Förderung eines reichhaltigen Regenwurmbestandes.

Mittlere Individuendichte der Regenwürmer von Acker und Grünland in Bayern Schaubild 31 in höherer Auflösung

 

Mittlere Artenvielfalt der Regenwürmer von Acker und Grünland in BayernSchaubild 32 in höherer Auflösung

 

Überflutung von Ackerflächen – Heizölrückstände und Regenwürmer

Werden bei Hochwasser Siedlungen überflutet, kann Heizöl auslaufen, das sich nach Ablauf der Hochwasserwelle auch auf landwirtschaftlich genutzten Flächen absetzt. Untersuchungen direkt nach Überflutungen bei den Hochwasserereignissen von 1999 und 2013 zeigten, dass Mineralölkohlenwasserstoffe überwiegend im obersten Bodenbereich verbleiben. Auch bei kurz nach der Überflutung sehr hohen Gehalten von über 5 000 mg je Kilogramm Boden nahmen die Gehalte im Boden innerhalb weniger Wochen an den meisten Standorten sehr stark ab, meist auf Werte unter 100 mg je Kilogramm Boden. Die Durchmischung und Belüftung des Bodens durch Regenwürmer beschleunigen den mikrobiellen Abbau der Mineralölkohlenwasserstoffe.

Regenwürmer können Überflutungen von Äckern überleben. Dies ergaben Untersuchungen im Raum Deggendorf nach dem Juni-Hochwasser 2013. Die Flächen waren bis zu einer Woche lang mit einem Wasserstand bis zu 2,5 m Höhe überflutet und wiesen vier Monate danach meist keinen geringeren Regenwurmbestand als nicht überflutete Äcker mit ähnlicher Bewirtschaftung auf. Regenwürmer haben gute Anpassungsstrategien, um Überflutungen zu überstehen. Auch bei einer mit Heizöl verunreinigten Ackerfläche waren keine negativen Auswirkungen auf die Regenwurmpopulation nachweisbar.